BDS7 fällt aus. Ich begann mit Angel of Mercy über Seismic Assault und landete in der Folge schon wieder in GW, mit einem 3rd Pick oder so Overrun, 3 oder 4 Angelic Blessing und jeder Menge Viechern. Die besten Picks allerdings sah ich in Schwarz, als es schon zu spät war.
Während des Draftens allerdings fiel mir auf, dass ich keine Lust mehr hatte. So cool ich die Idee des Boosterdraftsimulators auch finde – nach sechs Wochen habe ich vom XXX-Format genug. Sollte Shards kommen, wird meine Begeisterung vermutlich wieder erwachen, aber bis dahin drafte ich vielleicht noch einmal nebenbei, aber ich werde nix mehr analysieren.
Apropos Shards: Ja, Grand Prix Paris! Das größte Magic-Turnier aller Zeiten, soso – die 2000 Teilnehmer sind in Reichweite! Der GP ist die einzige RL-Turnierform, die blüht und gedeiht. Da die Publikumswirksamkeit dieser Veranstaltungen weit größer ist als von Pro Touren, und da Wizards an diesen Dingern zumindest bei Weitem nicht so viel Minus macht, wenn schon angblich keinen Gewinn, muss man sich wohl fragen, ob mittelfristig die PT nicht vollständig zu Gunsten eines erweiterten GP Circuits abgeschafft wird! An Stelle von PTQs treten dann eben GPTs, wobei es dann vermutlich auch gerne ein paar Byes mehr sein dürfen.
Mir wurde übrigens schon vorgeworfen, dass ich nichts zu diesem Turnier schriebe, weil die Deutschen diesmal besser abgeschnitten hätten – hallo, darf ich vielleicht bitteschön erst einmal abwarten, bis es vorbei ist?
Die deutschen Spieler stellten knapp hinter Belgien das drittstärkste Kontingent (ja, erster war Frankreich, dochdoch!) und traten mit 129 Vertretern an. Davon haben 17 den zweiten Tag erreicht. PlanetMTG hat hier auch Prozentzahlen ausgerechnet. Sinnvoll ist es wohl, diese nur unter ungefähr gleich stark vertretenen Ländern zu vergleichen (denn dass die meisten Franzosen in Paris keine ernst zu nehmenden Gegner sind, während sich andererseits aus Russland wohl eher nur Topspieler mit meherren Byes auf den Weg gemacht haben dürften, ist ja wohl klar): Hier liegt Deutschland knapp hinter der Schweiz und Belgien und nicht ganz so knapp hinter den Niederlanden, während Spanien und Italien deutlich abgehängt wurden. Diese Quote ist also okay, wenn auch nicht gerade spektakulär.
Diese 17 Spieler fanden sich dann auf folgenden Platzierungen wieder: 4, 11, 13, 14, 15, 31, 33, 47, 53, 58, 68, 83, 85, 87, 89, 104 & 105. Damit kann man dan auch zufrieden sein: 10 von 17 in der oberen Hälfte (und damit in den Preisrängen), 5 in den Top 16 und mit Simon Görtzen als Halbfinalist auch eine anständige Top-Platzierung! Die Top 8 allerdings gehörten dann mit drei Niederländern und zwei Belgiern den Beneluxstaaten.
Das verwirrendste und verworrenste Zitat aus der Berichterstattung ist für mich Folgendes: “André Müller figured out that small creature strategies are pretty good, and you shouldn’t even be drafting five colors. Then, he figured out that five-color control is actually pretty good, especially against the small creatures. So he drafted five-color control… but couldn’t beat the simple, regular draft deck everyone stuck on step one ist still playing.”
What the…? Das ergibt ja überhaupt keinen Sinn! Besonders aggressive Decks sollen schwächer gegen klobge Kontrolle sein, aber stärker gegen mittelschnelle “normale ” Decks, welche wiederum gegen die Klobos gewinnen? Das muss ja wohl irgendwie andersherum gehen!
Fundamentale Magicstrategie reloaded: Decks gewinnen jeweils gegen Decks, die nur ein bisschen schneller sind, weil diese sie nicht rechtzeitig überrennen können, bevor sie overpowert werden und verlieren dafür gegen solche, die deutlich schneller sind. Dswegen haben auch in Shards selbstverständlich die besonders aggressiven Decks die besten Matchups gegen fünffarbige Kontrolle, während diese sich nur gegen nicht ganz so aggressive Decks rechtzeitig aufbauen kann, wenn überhaupt – fünffarbig ist nun einmal superunkonstant in Shards, da das Manafixing eben bei Weitem nicht so gut ist, wie es sein müsste, damit diese Strategie zuverlässig funktionierte.
Wir haben die Decklisten von 7 der Top 8 Decks (darunter alle Halbfinalisten), und die sind samt und sonders shardfarben, mit bestenfalls einem minimalen Splash. Was denn auch sonst? Kein Draftdeck benötigt die Power einer vierten oder fünften Farbe auf Kosten einer verunstalteten Manabasis, welche es sein Early Game kostet. Im Idealfall kann man sich sogar auf zwei Hauptfarben konzentrieren und die dritte Shardfarbe nur als Nebenfarbe fahren, aber Drafts sind kein Wunschkonzert, und deswegen ist das Sharddeck mit einer früh beginnenden, jedoch nicht extrem niedrigen Manakurve der Draftstandard. Das hat nichts mit “Step One” zu tun, sondern einfach mit den realen Gegebenheiten eines Draftes, in dem man nun einmal mit denjenigen Karten arbeiten muss, die sich tatsächlich in den Boostern befinden! Bemerkenswert finde ich allerdings, dass sich eine Manabasis von 16-17 Ländern plus 1-2 Obelisken durchzusetzen scheint. Beim Naya-Fattiedeck mit seiner furchtbaren Manakurve kann ich das ja noch verstehen, und bei Esper mit genügend Artefaktsynergien vielleicht auch noch, aber generell scheinen die Spieler dieses Formats da auf ein Geheimnis gestoßen zu sein, welches sich mir noch nicht erschließt – Obelisken sind für mich die Verkörperung der Unkonstanz, und wenn ich nicht wirklich eine dicke Lücke im 3-Manaslot habe, kommen sie mir nicht ins Deck!
Zu meinem kleinen Poll: Ja, das ist wohl ein ziemlich eindeutiges Ergebnis! Strategieberichte für Limited & Constructed, sowie Community-Artikel sind beliebt; Turnierberichte und Judgeberichte sind es nicht.
…oder? Tatsächlich ist da natürlich ein Denkfehler drin: Da jeder Leser nur eine Stimme hat, fallen ihre jeweiligen zweiten Plätze komplett unter den Tisch! Ich glaube nicht, dass Turnierberichte (oder auch Judgeberichte) tatsächlich um so viel unbeliebter sind, wie es diese Statistik suggeriert. Ich denke, dass sie sich bei vielen Lesern dicht hinter deren jeweiligen Favoriten auf Platz zwei oder drei befinden. (Außerdem leiden die Turnierberichte natürlich unter der Prerelease-Artikelschwemme bei MU, auch wenn ich ausdrücklich “generell” in die Fragestellung geschrieben hatte.
Einen ähnlichen Effekt kann man vermutlich gerade beim Artikelwettbewerb von Magic Universe beobachten: Die besten Artikel in Geschmacksrichtung A, B, C, D & E werden wohl das Rennen machen, während der zweitbeste Artikel in Geschmacksrichtung A keine Chance hat, egal wie gut er im Vergleich zu allen anderen Artikeln ist. Ja, das ist richtig doof!
So, noch ein Letztes: Auf dem Planeten ist ein Artikel von mir erschienen, in dem ich zu allerlei Dingen, die mir gerade durch den Kopf gingen, Stellung bezogen habe. Auf ein paar Kommentare aus dem Forum will ich in kürzester Form eingehen:
Nach meinen Vorstellungen gibt es GAR KEINE Unentschieden mehr in Turnieren, so ähnlich wie in einem Fußballpokalspiel. Da werden logischerweise auch IDs überflüssig.
Insgesamt bin ich überzeugt, dass mit legalisiertem Aufgeben gegen turnierinterne Gegenleistungen, aber ohne Draws deutlich MEHR Partien ausgespielt würden als bisher! Übrigens finde ich die Vorstellung amüsant, dass gute Spieler ihr Hobby dadurch finanzieren, dass sie gegen schlechtere Spieler mit zu viel Geld und Ehrgeiz aufgeben… Reality Check, Leute: So etwas wird nicht passieren! Geld wird nur dann gezahlt werden, wenn ein entsprechender Gegenwert in Form von zukünftigen Gewinnen zu erwarten ist – und der wiederum wird sich auf den Preis einer Concession auswirken, so dass sich das Ganze letzten Endes nicht viel anders als jetzt (nur eben legal) einpendeln wird: Dass WENIGER ehrgeizige Spieler, denen eine Qualifikation nicht so wichtig ist, da sie eh nicht damit rechnen, dort ins Geld zu kommen, einen Ausgleich dafür erhalten, dass sie dem ehrgeizigen Spieler, der sich seine Qualifikationschance nicht durch die stochastischen Schwankungen des Glücksspiels Magic verbauen lassen will, den Sieg schenken. Das würde dann dazu führen, dass auf Pro-Niveau mehr Leute spielen, die dieses Spiel tatsächlich professionell betreiben (eben, weil sie auch bereit sind, in eine Qualifikation gegebenenfalls finanziell zu investieren, so wie beim Buy-In beim Poker), und weniger Zufallsqualifkanten …das ist irgendwie kein Nachteil, oder?
Mythics: Wenn mir jemand einen Ajani Vengeant für 2 Cruel Ultimatum gibt, oder einen Sarkhan Vol für 2 Knight of the White Orchid – dann soll er sich melden! Natürlich macht das niemand.
Ach ja, dass ich an den beschriebenen Decks noch Zweifel hatte, habe ich ja gesagt, aber ich glaube wirklich nicht, dass der in verschiedenen Listen auftauchende, im Vorfeld verrissene Ajani da eine Schwachstelle ist! Der hat sich seinen Platz gewiss verdient.
Das war’s dann erst mal wieder.
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